Wider die Todesapologie!

[Dieses Flugblatt wurde auf der „Demonstration gegen ISIS und für Kobane“ am 11. Oktober in Düsseldorf verteilt.]

Der Dschihad des sogenannten „Islamischen Staates“ in Syrien und Iraq geht weiter.

Endgültig kenntlich geworden ist seit dem Anti-Israel-Sommer dieses Jahres der das Spektakel des „clash of cultures“ übergreifende, wirkliche Zusammenhang von welthistorischer Konterrevolution gegen jede Form bürgerlicher, anarchistischer oder communistischer Aufklärung und Emanzipation einerseits und dem barbarischsten modernen Antisemitismus andererseits: die Internationale der antisemitischen Konter-Revolution. Seit der Entstehung des deutschen Nationalsozialismus und der islamischen Revolution ist die Konterrevolution und der Antisemitismus bzw. Antizionismus als Kehrseite derselben Medaille kenntlich geworden: allein schon die Bilder und Klischees, Stereotypen des alten NS-Antisemitismus, die wieder bemüht werden, dürften das vielen endlich klar gezeigt haben. Es sind die Schlüsselreize der modernen Weltanschauung des Opfers und des Todes für einen völkisch-antikapitalistischen, gemeinschafts-gläubigen Unterwerfungswahn mit demselben höheren Zweck: „Opfer und Tod“. Bei der Offensive der europäischen Faschisten ausgehend von Spanien vor fast 70 Jahren hieß es „Viva la Muerte!“ („Es lebe der Tod!“). Die Anweisung heute aus dem Munde des „Kalif“ Bagdadi lautet: „Tötet und strebt nach dem Tode!“

Aber die Kämpfe auf Leben und Tod sind nicht auf Syrien und den Iraq beschränkt. Der drohende Fall der syrisch-kurdischen Stadt Kobanê sendet Schockwellen durch die gesamte Region; und auch auf den Strassen europäischer Städte wird der Kampf ausgetragen. Die Antwort der solidarischen Aufständischen aus Nordkurdistan lautete: „Wenn Kobanê fällt, dann fällt auch Diyarbakir.“

Es geht hier nicht um einen Kampf zwischen verfeindeten Völkern; nicht einen Fall, wo, wie Goethe im „Faust“ die Karikatur des Spießbürgers sagen lässt, „hinten, weit in der Türkei / die Völker aufeinanderschlagen.“ Niemandem wird es gelingen, diese Kämpfe unter die beliebte Formel „Da unten schlagen sie sich die Köpfe ein“ zu subsumieren. Kein Fall von „Kriminalität unter Migranten“, und es wird diesmal nicht mehr gelingen, so zu tun, als wäre das ein Problem, das die Einwanderung mit sich bringt.

Unter denen, die den Tod in die syrischen und kurdischen Städte tragen, sind auch, wie man sich erinnern wird, nicht wenige Deutsche, ohne, wie man es nennt, „Migrationshintergrund“; Pizzafahrer aus Dinslaken, Leute mit Namen wie Marko und Philipp; Leute, die auch in der NPD oder in freien Kameradschaften hätten aufgehen können, wenn sie sich nicht stattdessen den Salafisten angeschlossen hätten, um ihre Mordlust zu befriedigen. Die Frage, die zu stellen wäre, lautet: Was passiert im kriselnden Bewusstsein der Subjekte, wenn das Ausagieren keinen unmittelbaren allgemeinen Menschen findet, der das Bewusstsein auszuagieren bereit ist? Ist das der Grund für Philipp, Mohammed und Marko, dem Terror-Tourismus zu frönen und ihren Blutdurst im Nordiraq an der religiösen Minderheit der Eziden zu stillen? Vielleicht, aber momentan wollen wir die Frage hinten anstellen, denn den marodierenden Banden ist Einhalt zu gebieten, die beinahe unbehelligt durch die Republik von NRW nach Celle in größeren Reisegruppen reisen können, um die dort größte ansässige ezidische Gemeinde in Deutschland zwei Tage in Folge in Angst und Schrecken zu versetzen. Wir wollen die Frage aufschieben, weil Salafisten in Hamburg unter einem beliebigen Vorwand versuchten, eine Kurdische Kulturgemeinde aufzureiben, und auf Widerstand stießen.

Die Strassenkämpfe dieser Tage in Deutschland sind nicht Ausbrüche ethnischen Hasses zwischen Kurden und Türken oder Schlägereien adoleszenter Männer, die an jedem beliebigen Wochenende auf der Reeperbahn sich zutragen. In Kobanê kämpfen neben Freiwilligen der kurdischen PKK auch türkische Linke, Kommunisten, Anarchisten gegen den „Islamischen Staat“.

Der Kampf und seine Konfliktlinien sind grenzüberschreitend und kennen keine Trennung von Orient und Okzident, vielmehr gibt es einen inneren Zusammenhang. Vor wenigen Wochen sah man türkische Nazis, deutsche Friedensfreunde und arabische Islamisten für die antisemitische Hamas und deren eliminatorischen Krieg gege die Juden und den Staat der Juden, Israel, einträchtig demonstrieren. Heute sind es Salafisten mit Messern und Luftpistolen, die auf Kurden und Säkulare losgehen die für die Freiheit Kobanês und gegen den „Islamischen Staat“ protestieren oder einfach vermeintliche Apostaten sind.

In Ländern wie Deutschland sind die Rückzugsräume, in denen die salafistischen Mörder rekrutiert werden, von der „Hamburger Terrorzelle“ bis zu Dinslaker Suizidbombern. Hier werden die Islamofaschisten von Staats wegen unter dem Namen des „Dialogs“ geduldet; wo ihre abscheulichen Demonstrationen geduldet und der Gegenprotest als Provokation durch das Strafgesetzbuch (§ 130 StGB) kriminalisiert wird. Hier kann der „Islamische Staat“ monatelang legal Propaganda machen, während die Freunde der Freiheit von Kobanê fürchten müssen, wegen Unterstützung der verbotenen PKK verurteilt oder ausgewiesen zu werden. Hier spricht der Verfassungsschutz von einem „Missbrauch deutscher Islamisten“ im Iraq als „Kanonenfutter“. So gestaltet sich die Sorge deutscher Verfassungsfreunde in der Präventivarbeit gegen den Islamismus. Dem Morddurst wird derzeit nichts, rein gar nichts entgegengesetzt. Im Gegenteil überlegt man, mordgeile Islamfaschisten mit türkischem Ausweis in die Türkei abzuschieben, um ihnen den Weg über die Berge in den Nordiraq zu ebnen.

Hier treiben, ganz unangefochten, salafistische Erweckungsprediger ihr Geschäft. Es fängt mit dem Koran, der Predigt und der Verschleierungspropaganda an; es geht mit Angriffen auf Eziden, säkulare Kurden, Asyrer und Juden weiter, mit Rufen nach der Tötung für Gottes- und Prophetenlästerung, mit der Propaganda des Djihads in Syrien und Iraq. Über das Ende brauchen wir nicht zu sprechen, jeder Gedanke daran lässt uns erkalten, erstarren und schließlich erfrieren.

Den Angriffen dieser Leute muss entgegengetreten werden. Sie dürfen nicht unangefochten auftreten, werben, organisieren, demonstrieren können. Sie dürfen nicht widerstandslos den Mord vorbereiten können. Denen, die unter ihren Angriffen zu leiden haben, gehört unsere praktische Solidarität. Alles, was antifaschistisch und internationalistisch sein will, wird hier tätig sein werden – oder wird nicht sein.

Auf die Straße – Tod den Todesapologeten!

Bündnis gegen den Tod

Ein Gedanke zu “Wider die Todesapologie!

  1. Na, da müsstet ihr aber eigentlich auch gegen die PKKler vorgehen, zu deren Repertoir gehören auch Suicide Attacks – wie man sie von Islamisten kennt – gegen Zivilisten. Aber nein, das ist im Moment strategisch nicht opportun. Lieber fällt man auf die PKK Propaganda rein als handele es sich um die letzte „antifaschistische“ Bastion im Nahen Osten – eine Bastion, die sehr gut mit Iran konnte und kann…

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